Adolf Eichmann (1906–1962)

Eichmann

Adolf Eichmann, einer der zentralen Akteure des Massenmordes an den Jüdinnen und Juden Europas, ca. 1942. ( Foto 11 Yad Vashem, 154AO2)

Ein bis dahin relativ unbedeutender Angehöriger des Sicherheitsdienstes der SS (SD) nützte den „Anschluss“ 1938 als Ausgangspunkt einer rasanten Karriere innerhalb des NS-Terrorapparates: Adolf Eichmann. Der 1906 in Solingen geborene Eichmann wuchs in Oberösterreich auf, hatte in den 1920er-Jahren als Handelsvertreter gearbeitet und der rechtsextremen Frontkämpfervereinigung angehört. Im Jahr 1932 trat er im Alter von 26 Jahren der NSDAP bei und wurde Mitglied der SS. Als die austrofaschistische Regierung 1933 die NSDAP in Österreich verbot, übersiedelte Eichmann in das Deutsche Reich, wo er zunächst in die Österreichische Legion eintrat – eine aus geflüchteten österreichischen Nazis bestehenden SA-Formation.

Im Oktober 1934 wechselte Eichmann in den SD, den parteieigenen Geheimdienst der NSDAP, zuständig für die Überwachung und Verfolgung politischer Oppositioneller. In den folgenden Jahren profilierte sich Eichmann erfolgreich als „Judenreferent“ des SD. Als solcher kam er im März 1938 nach Wien, wo er mithilfe der von ihm geschaffenen Zentralstelle für jüdische Auswanderung die Vertreibung und gleichzeitige Beraubung von Jüdinnen und Juden systematisierte und perfektionierte. Eichmann empfahl sich auf diese Weise für höhere Ämter. Er stieg zunächst zum Vertreibungs-, später zum Vernichtungsexperten des Deutschen Reiches auf. Gestützt auf einen Stab von vornehmlich österreichischen SS-Männern war Eichmann einer der maßgeblichen Organisatoren des Völkermordes an den europäischen Jüdinnen und Juden. Um für seine Beteiligung an den Verbrechen des Nationalsozialismus nicht zur Verantwortung gezogen zu werden, tauchte er nach dem Krieg in Argentinien unter, wo er 1960 von einem Kommando des israelischen Geheimdienstes Mossad entführt und nach Israel gebracht wurde. In einem monatelang andauernden Prozess wurde Eichmann schließlich zum Tode verurteilt und 1962 hingerichtet.1

 

Matthias Kamleitner

  1. 1) David Cesarani, Adolf Eichmann. Bürokrat und Massenmörder, Berlin 2012; Ulrich Baumann/Britta Scherer, Der Prozess. Adolf Eichmann vor Gericht, Berlin.

Die braune Wieden