Jessie Winkler (Jehudith Hübner)

Jedudith Hübner

Jedudith Hübner nach ihrer Flucht in Jerusalem. (Foto: Jehudith Hübner/erinnern.at)

Mit der Jugend-Alija gelangte im November 1939 die 18-jährige Schülerin Jessie Winkler auf legalem Wege nach Palästina. 1 Gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester Edith hatte sie 1938 in der Rittergasse gelebt.2 Jessie Winkler überlebte als einziges Mitglied ihrer Familie den Holocaust. Während ihr Vater im Jänner 1940 im KZ Buchenwald ermordet wurde, verlieren sich die Spuren von Mutter und Schwester im Ghetto Litzmannstadt, in das die beiden im Oktober 1940 deportiert worden waren.3 Unter ihrem späteren Namen Jehudith Hübner wurde Jessie Winkler später unter anderem Botschafterin Israels in Norwegen und Vizebürgermeisterin von Jerusalem.4

Insgesamt blieb die Einreise in das britische Mandatsgebiet jedoch nur wenigen, insbesondere jungen Menschen vorbehalten. Die relativ geringe Zahl von Einreisegenehmigungen sorgte auch für Konflikte um die Platzvergabe zwischen jüdischen Vereinen in Wien. Schlussendlich versuchten sich viele Flüchtlinge auf illegalem Wege nach Palästina durchzuschlagen. Adolf Eichmann war anfänglich skeptisch, billigte schlussendlich jedoch auch die illegale Form der Auswanderung.5

Nach ihrer Ankunft hatten viele der Neuankömmlinge mit finanzieller Mittellosigkeit und Sprachbarrieren zu kämpfen. Hebräisch beherrschten sie – wenn überhaupt – meist nur ansatzweise, zugleich waren Deutsch und Jiddisch verpönte Sprachen. Auch die neuen klimatischen Verhältnisse, die spartanische Unterbringung und die harte Feldarbeit in den Siedlungen bedeuteten eine erhebliche Umstellung. 6 Hinzu kamen sich häufende Angriffe arabischer Milizen auf jüdische Institutionen und Siedlungen.7

 

MATTHIAS KAMLEITNER

  1. 1) Vgl. Video Jehudith Hübner, URL: http://www.neue-heimat-israel.at/home/jehudith-huebner (31. 8. 2015).
  2. 2) Vgl. Archiv der IKG Wien, Bestand Jerusalem, A/W 2590, 266, AFB-Nr. 14377 (Filipp Winkler).
  3. 3) Vgl. DÖW, Opfersuche, URL: http://www.doew.at (Einträge Philipp, Mania und Edith Margit Winkler, 18. 4. 2015).
  4. 4) Vgl. Ari Rath, Von Wien nach Palästina. Ein ruhmreiches, unbeachtetes Epos, in: Angelika Hagen/Joanna Nittenberg (Hg.), Flucht in die Freiheit. Österreichische Juden in Palästina und Israel, Wien 2006, 155-190, 178.
  5. 5) Vgl. Doron Rabinovici, Die Suche nach dem Ausweg. Die Organisation von Flucht und Rettung 1938-1941, in: Angelika Hagen/Joanna Nittenberg (Hg.), Flucht in die Freiheit. Österreichische Juden in Palästina und Israel, Wien 2006, 99-128,104; Ari Rath, Von Wien nach Palästina. Ein ruhmreiches, unbeachtetes Epos, in: Angelika Hagen/Joanna Nittenberg (Hg.), Flucht in die Freiheit. Österreichische Juden in Palästina und Israel, Wien 2006, 155-190, 105-115.
  6. 6) Vgl. Brigitte Halbmayr, Emigration – Flucht – Vertreibung. Migrationsbewegungen österreichischer Jüdinnen und Juden nach Palästina 1934-1945, in: Angelika Hagen/Joanna Nittenberg (Hg.), Flucht in die Freiheit. Österreichische Juden in Palästina und Israel, Wien 2006, 29-98, 82-83.
  7. 7) Vgl. Elmar Krautkrämer, Krieg ohne Ende? Israel und die Palästinenser – Geschichte eines Konflikts, Darmstadt 2003, 35.

Schicksale